Ausstellung „Busbahnhof und Machwerk – unsere Orte“ eröffnet „Neue Ideen brauchen alte Gebäude“

Neue Ideen brauchen alte Gebäude“, sagte einmal die kanadische Sachbuchautorin und Stadt- und Architekturkritikerin Jane Jacobs. Welche Ideen und Visionen Schülerinnen und Schüler der Schulen THS und EKS für die öffentlichen Räume Busbahnhof und MachWerk haben, konnten Gäste der Vernissage „Busbahnhof & MachWerk – unsere Orte“ im KOCHS bestaunen. Im Rahmen des Förderprogrammes „Von der Kleinstadt zur Wandelstadt“ der Nationalen Stadtentwicklungspolitik als Projekt des BMWSB aus ihrer Perspektive haben sie zwei Orte mit ihren Visionen bearbeitet, den Busbahnhof, ein wichtiger Ort im Schüleralltag, und das MachWerk in der Untergasse als Ort des Kreierens und Begegnens. Dafür standen 20 Schülerinnen und Schüler an diesem Abend für Gespräche und Erklärungen zu ihren Ideen neben ihren Werken bereit.
Beeindruckend ist, wie intensiv sie sich mit den Orten ihres Alltags und mit langfristigen Themen der Stadtentwicklung beschäftigt haben. Bürgermeister Dr. Nico Ritz eröffnete am 13. März 2025 zusammen mit dem städtischen Fachbereichsleiter für Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklung und Tourismus Markus Staedt und der Leiterin des Jugendzentrums, Sarah Wiederhold, die Ausstellung. Ein gut besuchtes KOCHS sah die Visionen und hörte einen interessanten Impulsvortrag.
Bei der Betrachtung der Tafeln entwickelte sich schnell eine angeregte Diskussion unter Jugendlichen und Gästen. Im anschließenden Impulsvortrag von Prof. Dr. Marc Kirschbaum, Professor für Geschichte, Theorie und Zukunft von Architektur und Stadt sowie Entwerfen an der SRH Hochschule Heidelberg, über das Thema „Kleinstadtentwicklung – ein Ausblick – hier und anderswo“ sprach er über die Rahmenbedingungen, Voraussetzungen und Aktionen, derer es bedarf, um eine Kleinstadt zukunftsfähig zu entwickeln. Er machte seinen Zuhörerinnen und Zuhörern Mut: „Es braucht gute öffentliche, funktionierende Räume und Homberg hat gute Stadträume, das ist ein Pfund, mit dem diese Stadt wuchern kann. Wir brauchen in Homberg nur mehr Menschen als Fußgänger auf den Straßen und keine Autos.“
„Wo stehen wir im lokalen Bereich?“ – Was eine zukunftsfähige Stadt ausmacht
„Wo stehen wir im lokalen Bereich?“, fragte Prof. Dr. Marc Kirschbaum und betonte, dass auch die Stadtgesellschaft und die Stadtentwicklung sich mit dem demografischen Wandel auseinandersetzen müsse. Dabei sei das Thema Stadtentwicklung ein Demokratie bildendes und für den Tourismus belebendes und wirtschaftlich relevantes Thema.
Um die Stadt zukunftsfähig zu machen und zu entwickeln, bedarf es, so Kirschbaum,
vier Zukunftskompetenzen: kreativ sein, kritisch denken und Dinge in Zweifel ziehen, Kommunikation mit unterschiedlichen Zielgruppen und kollaborativ denken und handeln. Hinzu käme noch eine Krisenkompetenz, Koproduktion und Beteiligung und die Fähigkeit zur Klimaanpassung. Zukunftsfähige Städte hätten, so Kirschbaum, Wandlungspotential.
Auch sei eine Stadt ohne Mobilität nicht zu denken. Dabei müssten öffentliche Funktionen in einer Stadt bespielt werden. Eine Stadt, müsse dabei ins Machen kommen und Bildungseinrichtungen in den öffentlichen Raum bringen. Denn der Altstadtkern brauche Leben. Man müsse die Homberger motivieren, mehr zu laufen, denn für Fahrzeuge brauche man gigantisch viel Raum, für Fußgänger nicht.
Es brauche auch einen „Wandelrat plus“ mit engagierten Menschen, die in dem „Reallabor Stadt“ mitarbeiten. Und – so Prof. Kirschbaum: „Lasst uns Menschen, die in der Verwaltung arbeiten, ein wenig Vertrauen schenken.“ Nicht große Gereiztheit, nicht alles austorpedieren, sondern eine Fehlerkultur und demütig sein und ins Machen kommen, bringe eine Stadtgesellschaft weiter.
Den größten Fehler, den man machen könne, sei es, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.
Neue Ideen für Machwerk und Busbahnhof
Auf zwölf Tafeln präsentierten die Schüler die Ergebnisse ihrer Arbeit. Schülerinnen und Schüler müssten oft länger auf den Bus warten. Zeit, in der sie sich in der Stadt aufhalten. Es entstand die Idee, das Machwerk zu einem kleinen Café umzugestalten, erklärte Schülerin Schamaz Jafari. „Dem Schulalltag entkommen. Das Machwerk strahlt Gemütlichkeit aus, mit verschiedenen Sitzmöglichkeiten und Bücherregal. Attraktion ist die Gestaltung der Decke als Wolkenrelief und wechselndem LED-Licht zur Entspannung“, sagt die Bildunterschrift der Tafel.
Eine Besucherin zeigte sich interessiert und fragte nach der Umsetzungsmöglichkeit, ob eine Aufsicht nötig sei und wie ein Café organisiert werden könne. Eine andere Besucherin sorgte sich um Vandalismus. Die Vorschläge seien erste Ideen, antwortete Schülerin Schamaz Jafari. Eine Gruppe der Erich-Kästner-Schule gestaltete das Machwerk mit Beamer und Leinwand, Snackbar und Leseecke sowie W-LAN, das kostenfrei zur Verfügung stehen soll. Vorgestellt wurde die Idee von Dennis Ziegler.
Umgesetzt wurde das Projekt anhand von Schwarz-weiß Fotos der Wirkstätten, in die die Schüler mit grünem und gelbem Moosband die entsprechenden Ideen skizzierten. Den Busbahnhof hatte etwa die Gruppe um Leo Stappgart, Malte Seifert und Lukas Bent mit Bäumen versehen, ein Wetterschutz, eine digitale Tafel und ein Ticketautomat werden gewünscht. Zudem sollten die Parkplätze entfernt werden, um das Areal aufzuwerten. Schwarzlicht-Minigolf mit Elementen der Stadt und eine Dschungelbar wünscht sich eine andere Gruppe für den Standort der jetzigen Feuerwehr.
Im Anschluss an die Vernissage und den Vortrag lockerte der Musiker und Bassist Klaus Wilmanns die Veranstaltung mit Live Musik „Von Jazz bis Lounge“ auf und ließ sie in einen entspannten Barabend übergehen.
Weitere Öffnungszeiten der Ausstellung:
Montag, 17. März und 24. März, von 10 bis 13 Uhr; Donnerstag, 20. März und 27. März, von 14 bis 17 Uhr sowie am Ostermarkt, Sonntag, 30. März, von 12 bis 17 Uhr. Auf Anfrage kann die Ausstellung außerdem für Schulklassen und Gruppen geöffnet werden. Anmeldungen sind möglich unter Tel. 0 56 81/994 126. (di)