Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Gudensberg – Am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des
Nationalsozialismus, wurde weltweit an die Opfer der NS-Diktatur sowie an jene erinnert, die
Widerstand leisteten oder Verfolgte schützten. Der Gedenktag markiert den Jahrestag der
Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1945 durch die Rote Armee und
mahnt, die Schrecken des Holocaust niemals zu vergessen. Auch in Gudensberg wurde das
Gedenken fortgeführt – mit der Verlegung von sieben neuen Stolpersteinen.
Sieben Stolpersteine für die Familie Lilienfeld
Mitte Januar fanden vor der Hintergasse 19 in einer feierlichen Zeremonie die Stolpersteine
für Kurt, Regina, Rosa, Thea, Regina, Naphtalie und Albert Lilienfeld ihren Platz – dem
ehemaligen Wohnhaus der Familie. Die Gedenksteine erinnern an ihr Schicksal: Sie wurden
1941 nach Riga deportiert und dort ermordet.
„Die Familie Lilienfeld lebte seit dem 18. Jahrhundert über sechs Generationen hinweg in
Gudensberg“, erläuterte Hans-Peter Klein von der Initiative Stolpersteine. „Sie gehörten zu
den ärmsten jüdischen Familien der Stadt und handelten mit Lumpen und Tierfellen.“ Neben
den Eltern Naphtalie und Rosa wohnten auch ihre Kinder sowie die unverheiratete Schwester
Regina in dem Haus.
Weitere Mitglieder der Familie Lilienfeld starben früh oder verließen Gudensberg: Julius,
John und Martin verstarben bereits in jungen Jahren. Ina und Minna hingegen konnten
Gudensberg verlassen und zogen in andere Städte. Minna, die 1930 nach Saarlouis zog,
überlebte als einziges Familienmitglied den Holocaust. Sie starb 1987 im Elsass.
„Erinnern heißt Verantwortung übernehmen“
Bürgermeisterin Sina Massow dankte der Initiative für ihr langjähriges Engagement und
betonte:
„Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtiger denn je, sich der Vergangenheit
bewusst zu sein und sich aktiv für Menschlichkeit und ein friedliches
Miteinander einzusetzen.“
Auch Dr. Dieter Vaupel von der Initiative Stolpersteine hob die Bedeutung des Projekts
hervor:
„Mit den Stolpersteinen halten wir die Erinnerung wach und setzen gleichzeitig
ein Zeichen gegen Hass und Intoleranz.“
Seit 2009 wurden in Gudensberg 62 Stolpersteine verlegt – sowohl in der Kernstadt als auch
in den Stadtteilen. Zwei davon erinnern an Menschen, die sich im Widerstand gegen die
Nationalsozialisten engagierten.
Zum Abschluss der Zeremonie wurden weiße Rosen auf den Gedenksteinen niedergelegt.
Ein Kunstprojekt gegen das Vergessen
Die Stolpersteine sind Teil eines europaweiten Kunstprojekts des Künstlers Gunter Demnig
(www.stolpersteine.com). Die kleinen Gedenktafeln aus Messing tragen die Namen und
Lebensdaten der Opfer und werden vor deren letzten frei gewählten Wohnorten in den Boden
eingelassen.
Seit 1996 wurden in ganz Europa Tausende Stolpersteine gesetzt. Sie erinnern an Menschen,
die aufgrund ihrer Religion, politischen Haltung, Herkunft oder sexuellen Orientierung
verfolgt wurden – darunter Juden, Sinti und Roma, politische Gegner, Homosexuelle und
Opfer der Euthanasie.
Die Steine sollen zum Innehalten anregen und das Gedenken an die Opfer in den Alltag der
Gesellschaft holen

Rösch, Dr. Dieter Vaupel, Bürgermeisterin Sina Massow
Quelle: Stadt Gudensberg