Markanter Vogel, unscheinbares Nest – Kiebitzbruten auf Ackerflächen

„Kiebitze brüten in Nordhessen nur noch sehr selten, aktuell mit nur maximal 20 Brutpaaren. Ein Großteil davon brütet im Schwalm-Eder-Kreis. Da ist jedes Nest schützenswert“, appellieren Christian Gelpke und Stefan Stübing von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON). „Sie können bis zu 25 Jahre alt werden und kehren dabei jedes Jahr in ihr angestammtes Brutrevier zurück“, erklärt Gelpke weiter, daher sei der Schutz der wenigen bekannten Brutplätze umso wichtiger.
Der Kiebitz siedelt am liebsten auf ausgedehnten Feuchtwiesenflächen. Die markanten Vögel brüten am Boden und finden sich in der Regel in Kolonien zusammen, um ihre Nester gegen mögliche Feinde zu verteidigen. Die Jungvögel sind direkt nach dem Schlüpfen auf den Beinen, um am Boden nach Nahrung zu suchen. Wächst das Gras auf den Brutflächen von März bis Juli zu hoch und dicht, ist das nicht mehr möglich.
„Kiebitzschutz funktioniert nur gemeinsam mit unseren Landwirten“
Brüten Kiebitze auf einer Feuchtwiese, ist eine Anpassung der Beweidung oder Mahd wichtig, um eine erfolgreiche Aufzucht der Jungvögel zu ermöglichen. Mangels geeigneter Feuchtwiesen brüten Kiebitze stellenweise auch auf Ackerflächen mit offenem Boden im Frühjahr, wie es beim Anbau von Mais und Zuckerrüben der Fall ist. „Ein erfolgreicher Schutz von Kiebitzbrutplätzen kann nur gemeinsam mit unseren lokalen Landwirten erfolgen“, sind sich Franziska Mehlhorn und Isabel Schmidt vom Landschaftspflegeverband Schwalm-Eder e.V. (LPV) sicher. Die Landwirte stünden in einem solchen Fall aber keinesfalls allein da, betonen sie. Zuständige Behörden des Schwalm-Eder-Kreises und des Regierungspräsidiums Kassel sowie die lokale Arbeitsgruppe der HGON und der LPV stehen den Landwirten mit Rat und Tat zur Seite und beraten zu geeigneten Schutzmaßnahmen und deren Förderung.
Wenn das Wort Kiebitz auftaucht, besteht Handlungsbedarf
„Wenn mich oder meine Mitarbeitenden eine Nachricht mit dem Worte Kiebitz erreicht, besteht oft umgehender Handlungsbedarf. Die Dringlichkeit von Schutzmaßnahmen ist uns sofort bewusst“, betont Regierungspräsident Mark Weinmeister bei einem Vororttermin im Schwalm-Eder-Kreis.
Auf der besichtigten Ackerfläche brütet seit vielen Jahren mindestens ein Kiebitzpaar. „Wir wurden damals gebeten, die Brutbereiche großzügig von der weiteren Bearbeitung der Ackerfläche auszusparen“, erinnert sich Bewirtschafter Volker Lux vor Ort. Inzwischen wird die Fläche über einen fünfjährigen HALM-Vertrag (Hessisches Agrarumwelt- und Landschaftspflegeprogramm) als Brut- und Lebensraum für den Kiebitz gesichert. Die Gestaltung der Maßnahmen und die Abwicklung der Förderung erfolgt in enger Kooperation zwischen der Unteren Naturschutzbehörde und dem Amt für Landwirtschaft des Schwalm-Eder-Kreises, sowie der HGON und der bewirtschaftenden GbR. Durch eine gezielte Flächenbearbeitung im Februar soll die Fläche nun gute Brutbedingungen für die im Frühjahr ankommenden Kiebitze bieten.
Um die Chance auf eine erfolgreiche Brut zu erhöhen, kommt von März bis Juli zusätzlich ein mobiler Elektrozaun zum Einsatz. Er soll Füchse und Waschbären davon abhalten, Eier und Jungvögel zu erbeuten. Die Finanzierung des Zaunmaterials erfolgte über das Regierungspräsidium Kassel aus Mitteln des Artenschutzes, betreut durch Dr. Martina Meeske. Den Aufbau im März übernahmen die HGON und der LPV.
Schutzmaßnahmen müssen Kiebitz und Landwirtschaft gerecht werden
Ein zentraler Aspekt solcher Schutzmaßnahmen müsse auch die Wahrung des Ackerstatus der betroffenen Flächen sein, betonen Sigrun Keim (Untere Naturschutzbehörde) und Lydia Körber (Leitung HALM-Team). Landwirte seien als Pächter von Flächen zum Erhalt des Zustandes verpflichtet, so Lux.
Neben dem Kiebitz profitieren zahlreiche weitere Tier- und Vogelarten von dem hohen Insektenaufkommen und der Funktion dieser Fläche als Rückzugsraum.
Das Fazit: Eine gute Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung zum Erhalt solcher Flächen und selten gewordener Arten wie dem Kiebitz sind ökologisch unverzichtbar.
Weitere Informationen zum Kiebitz finden Sie auf unserer Website unter:
www.lpv-schwalm-eder.de
Quelle: Landschaftspflegeverband Schwalm-Eder e.V.